VOM NATURRAUM ZUR KULTURLANDSCHAFT


 

NATURRAUM VON WASSER GEPRÄGT

Das Hessische Ried war bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine vom Wasser bestimmte Region und veränderte sich erst nach und nach durch die Eingriffe des Menschen von einer sumpfigen Natur- hin zu einer bewirtschafteten Kulturlandschaft. Das Wort Ried, das man mit Schilf (Reet), Röhricht oder Sumpf übersetzen kann, charakterisiert die Landschaft als Feuchtgebiet.

Der erste massive Eingriff in den Naturraum war die Rheinbegradigung, die 1817 durch den Ingenieur Johann Gottfried Tulla begonnen und erst im Jahr 1876 abgeschlossen wurde. Die Begradigung des Flusses und das Abschneiden der Altarme dienten dem Überflutungsschutz und der Gewinnung von fruchtbarem Ackerland. Mitte der 1930er-Jahre folgte mit dem „Generalkulturplan für das hessische Ried“ der nächste entscheidende Schritt zur Umgestaltung der Landschaft. Ziel des Generalkulturplans war die Verbesserung der Land- und Bodenverhältnisse. Durch die Trockenlegung der feuchten Wiesen und Äcker wurde die Grundlage für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung des einst nassen Gebietes geschaffen. In dem für die landwirtschaftliche Nutzung erschlossenen Gebiet entstanden viele neue Orte wie zum Beispiel Riedrode und Allmendfeld. Der Landschaftswandel von einer unbewohnten ursprünglichen, nassen, Flussauenlandschaft mit ausgedehnten Auenwäldern zu einer Kultur- und Agrarlandschaft war vollzogen.
 

ZWISCHEN VERNÄSSUNG UND TROCKENHEIT

Vor allem in den tief liegenden Bereichen der Altneckar- bzw. Altrheinschlingen haben größere Schwankungen des Grundwasserspiegels immer wieder auch Vernässungen oder sogar durch Grundwasser überflutete Flächen verursacht. Eine generelle Besonderheit des Grundwasserspiegels im Ried wurde schon von alters her berichtet. Über das im Jahresrhythmus ausgeprägte Ansteigen und Absinken der Grundwasserstände hinaus treten mehrjährige Phasen ganz besonders hoher, aber auch niedriger Grundwasserstände auf. So kam es etwa in den Jahren 1962 bis 1964, 1970 bis 1977 und, etwas weniger ausgeprägt, auch 1991 bis 1993 zu einem Absinken bis hin zu sehr niedrigen Grundwasserständen. Auf der anderen Seite sind aber auch mehrjährige Phasen sehr hoher Grundwasserstände ausgewiesen, zum Beispiel in den Jahren 1981 bis 1983, 1987 bis 1988 und 2001 bis 2003. Diese sich abwechselnden mehrjährigen Trocken- und Nassperioden, die extrem niedrige bzw. hohe Grundwasserstände verursachen, hängen vor allem vom Niederschlagsgeschehen im Hessischen Ried ab.1

1 Nach: Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz (Hrsg.): Das Hessische Ried zwischen Vernässung und Trockenheit, August 2006.


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Das Hessische Ried
zwischen Vernässung
und Trockenheit, 2005

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