Das Hessische Ried unterliegt vielfältigen Nutzungsanforderungen, die sich aus der Nähe zu den Metropolregionen Frankfurt/Rhein-Main und Rhein-Neckar ergeben. Die enge räumliche Verflechtung von Siedlungsinfrastruktur, Land- und Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft bringt aufgrund konkurrierender Interessen Nutzungskonflikte zwischen den Nutzergruppen sowie dem Naturschutz mit sich. Witterungsbedingte Phasen mit hohen und tiefen Grundwasserständen verschärfen diese Nutzungskonflikte.
In der Trockenperiode in Jahren von 1970 bis 1977 kam es zu einem erheblichen Absinken der Grundwasserstände. Schäden an Land- und Forstwirtschaft sowie der Siedlungsinfrastruktur waren die Folge. Aufgrund der stark abgesunkenen Grundwasserstände konnte aus vielen flachen Saugbrunnen die landwirtschaftliche Beregnung nicht mehr sichergestellt werden. In der Nassperiode 1981 bis 1983 kam es zur Vernässung zahlreicher Keller. Dies war die Folge einer intensiven Siedlungsaktivität ab den 1960er-Jahren, bei der auch tief liegende Flächen bebaut wurden mit entsprechenden Konsequenzen bei einem erneuten Anstieg des Grundwasserspiegels.
Als Reaktion auf die Probleme infolge des Absinkens der Grundwasserstände in den 1970er-Jahren wurden auf Initiative der Landesbehörden in Zusammenarbeit mit den Trägern der Wasserversorgung und der Landwirtschaft Gegenmaßnahmen ergriffen. Im Jahr 1979 wurde der Wasserverband Hessisches Ried gegründet. Mit der Gründung des WHR wurde das Konzept der Grundwasserbewirtschaftung durch Infiltration von aufbereitetem Oberflächenwasser für die Gewinnungsanlagen im Hessischen Ried als nachhaltige und zukunftsfähige Strategie etabliert.
Im Jahr 1989 wurde die mit finanzieller Unterstützung des Landes errichtete Rheinwasseraufbereitungsanlage in Betrieb genommen. Erstmals wurde in Biebesheim aufbereitetes Rheinwasser über das neue Brauchwasserverteilungsnetz geleitet. Die Grundwasseranreicherung begann mit der ersten Infiltrationsanlage im Zustrom des Wasserwerks Eschollbrücken.
Ausgelöst durch eine erneute Trockenperiode Anfang der 1990er-Jahre, erfolgte Zwischen 1993 und 1999 die Erarbeitung des Grundwasserbewirtschaftungsplans Hessisches Ried durch das Land Hessen. Er legt unter Abwägung aller, je nach Interessenlage auch gegenläufigen Grundwasserstandsziele, als Kompromiss erhöhte Grundwasserstände fest, die vor allem mithilfe der Grundwasseranreicherung und örtlich auch durch Förderverringerungen erreicht werden und die als Grundlage in die Wasserrechtsverfahren eingingen.
Die Suche nach Kompromissen zur Lösung von Nutzungskonflikten im Hessischen Ried ist jedoch ein Thema von andauernder Aktualität. Im August 2013 wurde aufgrund einer Debatte im Hessischen Landtag vom Hessischen Umweltministerium ein runder Tisch zur Verbesserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried eingerichtet, der bis zum März 2015 tagte. Ziel der intensiven Auseinandersetzung der Experten und Interessenvertreter war es, Lösungen für eine nachhaltige Verbesserung des Zustandes der Wälder im Hessischen Ried zu finden. Die Umsetzung der Empfehlungen des Abschlussberichts dauert an.