„Ohne Beregnung droht vielen Landwirten im Hessischen Ried hoher wirtschaftlicher Schaden“
Brauchwasserwerk des WHR zeitweise voll ausgelastet
(Biebesheim, 26.04.2017) Hans-Jürgen Fischer, Landwirt des Tannenhofs in Gernsheim, hatte in letzter Zeit keine besonders ruhigen Nächte. Der Nachtfrost der letzten Tage stellt für den auf Erdbeeren spezialisierten Landwirt eine wirtschaftliche Bedrohung dar. „Als Landwirt weiß man natürlich um die Gefahr durch Frostschäden für blühende Kulturpflanzen im Frühjahr. Neben Erdbeeren sind das hier im Ried vor allem die Frühkartoffeln, “ erklärt Fischer. “Doch dieses Jahr ist extrem.“
Schon der Volksmund kennt die sogenannten Eisheiligen. Das ist die Zeit vom 11. bis 15. Mai, die häufig mit einem Kälteeinbruch verbunden sind. Jedem dieser Tage ist ein Heiliger aus der Kirchgeschichte zugeordnet. Daher der Name Eisheilige. Jedem „EisHeiligen“ ist eine Bauernregeln zugedacht. Die für den 15. Mai lautet beispielsweise: “Vor Nachtfrost bist Du sicher nicht- bis Sophie vorüber ist“. Die Mailänderin Sophia, im Volksmund als kalte Sophie bekannt, starb im zweiten Jahrhundert in Rom als Märtyrerin.
Doch auf diese Regeln ist in den letzten Jahren immer weniger Verlass, stellt Fischer fest. „Durch den warmen März hat die Vegetation gut 10 Tage früher begonnen als üblich. Der Frosteinbruch um Ostern ist eigentlich nicht ungewöhnlich, doch erwischt er die Erdbeeren jetzt bereits in voller Blüte. Dieses Phänomen der „Verfrühung“ ist laut Fischer durch die schleichende Veränderung des Klimas auch bei anderen Kulturpflanzen immer häufiger zu beobachten.
„Umso wichtiger ist die Möglichkeit, kurzfristig die Beregnung zum Schutz der empfindlichen Blüten einsetzen zu können“, stellt Fischer fest, der nicht nur Landwirt sondern auch Vorstand des Beregnungswasserverbands Hessisches Ried ist.
Bei der sogenannten Frostschutzberegnung werden die Pflanzen mit einem Sprühnebel beregnet, der auf den Pflanzen zu einem Eispanzer gefriert. Die Kristallisationswärme, die beim Gefrieren des Wassers frei wird, schützt die empfindlichen Blüten vor dem Frost.
Eine Herausforderung für die Rheinwasseraufbereitungsanlage des Wasserverbands Hessisches Ried in Biebesheim ist laut Fischer vor allem der extreme Spitzenbedarf in den frühen Morgenstunden.
Denn zusätzlich zur Frostschutzberegnung hat die Landwirtschaft im Ried auch einen erheblichen Wasserbedarf für die Trocknisberegnung. „Aktuell wurden im mittleren Hessischen Ried mit rund 600.000 m³ Beregnungswasser bereits die fünffache Menge gegenüber dem Vorjahr benötigt“, rechnet Fischer vor. „Das ist auch eine erhebliche Steigerung der Betriebskosten.“