Das Integrierte Wasserressourcen-Management des WHR ist die Basis für eine klimaunabhängige Wasserversorgung der Menschen in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main.
(Biebesheim, 30.08.2018) Das Integrierte Wasserressourcen-Management des WHR ist die Basis für eine klimaunabhängige Wasserversorgung der Menschen in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main. Die Vertiefung der kommunalen Zusammenarbeit ist der Schlüssel für die Lösung der Herausforderungen durch Bevölkerungswachstum und Klimawandel. Dies waren die gemeinsamen Botschaften der Vorstandsvertreter des Wasserverbands Hessisches Ried (WHR) beim Pressegespräch im Wasserwerk Biebesheim.
„Die Zukunft ist gesichert“, mit diesen Worten leitete Elisabeth Jreisat, WHR-Verbandsvorsteherin und Geschäftsführerin der Hessenwasser das Pressegespräch im Brauchwasserwerk Biebesheim ein. Gemeinsam mit ihren Vorstandskollegen, den Vertretern der Städte und Kreise stellte sie das Integrierte Wasserressourcen-Management des WHR vor, also die nachhaltige und ökologische Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried.
Das Instrument hierfür ist die Infiltration, die künstliche Anreicherung des Grundwassers. „Mit dem System der Infiltration des WHR wird die öffentliche Trinkwasserversorgung für die Metropolregion Frankfurt/Rhein Main zukunftssicher gemacht“, erläuterte Jreisat. „Wenn es den WHR nicht bereits gäbe, müsste man ihn spätestens jetzt in Zeiten des Klimawandels erfinden. Denn die Herausforderungen, die daraus erwachsen, können wir nur gemeinsam bewältigen.“ Damit bekennt sie sich deutlich zur kommunalen Zusammenarbeit in der Region und zur Stärkung der Infrastruktur.
Dies betonte auch André Schellenberg, Stadtkämmerer der Stadt Darmstadt. Die Wissenschaftsstadt bezieht ihr Trinkwasser zu hundert Prozent aus dem Hessischen Ried. „Der WHR sichert mit der Infiltration langfristig unsere Wasserversorgung. Wir sind dankbar für die Arbeit, die der WHR für die Kommunen leistet, denn wir sind die Träger der Wasserversorgung.“
Mit Hilfe der Infiltration wird auch zukünftig ausreichend Grundwasser zur Verfügung stehen, um den Wasserbedarf in der Metropolregion Frankfurt/Rhein Main zu decken. Mit der Kombination der Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried durch den WHR und dem regionalen Leitungsverbund der Hessenwasser sind die geeigneten Instrument verfügbar, um einen Ausgleich zu schaffen zwischen den Dargebots- und Bedarfsregionen. Besonders in Phasen des Spitzenbedarfs, wie in diesem extremen Sommer, kann damit ein Ausgleich geschaffen werden für Gebiete, in denen der Bedarf aus lokalen Ressourcen aus klimatischen Gründen nicht mehr in ausreichendem Maße gedeckt werden kann. Das ist beispielsweise in Kommunen in Taunus der Fall, wo im Sommer mancherorts zum Wassersparen aufgerufen werden musste.
„Wir beziehen rund vierzig Prozent unseres Wassers aus dem Ried“, erläuterte der Wirtschaftsdezernent Markus Frank. Die Frankfurt am Main stützt sich seit bereits seit über fünfzig Jahren auf die Trinkwassergewinnung aus dem Hessischen Ried. „Wir arbeiten gerne mit im WHR, weil wir uns hier an einer nachhaltigen, ökologischen Grundwasserbewirtschaftung beteiligen. Damit können im Bedarfsfall auch die Grundwasserressourcen anderer Regionen, wie etwa des Vogelsberg geschont werden.“
„Wir sind eine kommunale Familie“, ergänzte der Wiesbadener Umweltdezernent Andreas Kowol. „Im Verbund können wir die Wasserversorgung der Region langfristig sichern. Mit dem WHR sind wir hier optimal aufgestellt.“
Für den Vertreter des Landkreises Groß-Gerau, Heinrich Adler, war wichtig, dass mit dem Integrierten Wasserressourcen-Management die Stabilisierung des Grundwasserspiegels sichergestellt wird. „Schließlich kommt das Wasser aus unserer Region. Für uns sind die Einhaltung der Grenzgrundwasserstände und der Schutz der Natur von größter Bedeutung.“
Auch kritische Fragen zum Naturschutz wurden beim Pressegespräch diskutiert, beispielsweise die Grundwasserprobleme im Darmstädter Westwald. Die Ursachen hierfür lägen Jahrzehnte zurück, lange bevor es das Integrierte Wasserressourcen-Management des WHR gab, stellte der Darmstädter Kämmerer fest. „Der WHR garantiert feste Rahmenbedingungen für Wald und Natur“, erklärte der stellvertretende Verbandsvorsteher und Direktor des Wasserbeschaffungsverbands Riedgruppe Ost, Ingo Bettels. Eine Aufspiegelung des Grundwassers habe aber Grenzen, schon wegen der seit den siebziger Jahren errichteten Siedlungen. Der hier auftretende Interessenkonflikt zwischen Naturschutz und Siedlungsbau lasse sich nicht alleine von Seiten der Grundwasserbewirtschaftung lösen. Der WHR ist nicht nur für die Einhaltung der Grenzgrundwasserstände gemäß dem Grundwasserbewirtschaftungsplan zuständig, sondern muss auf der anderen Seite Rücksicht nehmen zum Schutz vor Vernässung.
Breiten Raum nahmen die Fragen der Journalisten zu den Möglichkeiten der Trinkwassersubstitution durch Brauchwasser ein. Die Dezernenten der großen Metropolstädte bekannten sich einhellig zur Brauchwassernutzung und betonten, dass sie dort, wo dies heute sinnvoll möglich sei, auch bereits genutzt werde, etwa bei der Grünflächenbewässerung oder bei der Straßenreinigung. Auch die Prüfung weitergehender Nutzungsmöglichkeiten wurde in Aussicht gestellt, wobei der Darmstädter Kämmerer gemeinsam mit Elisabeth Jreisat auf die Einschränkungen durch hygienische und ästhetische Aspekte der Brauchwassernutzung hinwies. Das System, das Brauchwasser im großen Stil im Untergrund zu versickern und auf die Weise die Grundwasserressourcen bedarfsgerecht und klimaunabhängig verfügbar zu machen, sei aus Sicht des WHR ein sehr effizienter und nachhaltiger Weg der Brauchwassernutzung.