Wasser wird zunehmend zum knappen Gut. Deswegen hat das hessische Landwirtschafts- und Umweltministerium den Wasserverband Hessisches Ried (WHR) dabei unterstützt, zu prüfen, wie Rheinwasser umfassender genutzt werden kann.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie des WHR wurde untersucht, wie und mit welchem Investitionsbedarf eine erhöhte Aufbereitung von Rheinwasser realisiert werden kann. Der Abschlussbericht wurde am 19. März Staatssekretär Michael Ruhl bei seinem Besuch im Brauchwasserwerk in Biebesheim übergeben.
„Angesichts des Klimawandels, der Bevölkerungszunahme und der wirtschaftlichen Entwicklung in Südhessen ist mit steigenden Wasserbedarfen für Landwirtschaft, öffentliche Wasserversorgung und Natur zu rechnen,“ so Staatssekretär Ruhl. „Um zukünftige Herausforderungen bewältigen zu können liegt mit der Machbarkeitsstudie nun eine gute Grundlage vor.“
Nutzung von aufbereitetem Oberflächenwasser
Das Land Hessen hat die Machbarkeitsstudie mit 400.000 EUR gefördert. „Im Zukunftsplan Wasser ist angesichts begrenzter Grundwasserressourcen in den Wasserentnahmegebieten die Prüfung zusätzlicher künstlicher Grundwasseranreicherungen zur Deckung der Wasserversorgung verankert. Mein Dank gilt dem Wasserverband Hessisches Ried für die geleistete Arbeit und der nun erfolgten Vorlage der Machbarkeitsstudie,“ erklärte Staatssekretär Ruhl.
Die Verbandsvorsteherin des WHR, Frau Elisabeth Jreisat hob hervor, dass „mit der Machbarkeitsstudie nun entscheidende Grundlagen für die zukünftigen Planungen vorliegen“ und dankte dem Land Hessen für die finanzielle Unterstützung. Im nächsten Schritt wird der WHR in die Gespräche mit den Wasserbedarfsträgern gehen, um im Herbst konkrete Zusagen zur weiteren Planung zu erhalten.
In den vergangenen Jahrzehnten konnten die Grundwasserstände im Hessischen Ried dank der Infiltration von aufbereitetem Rheinwasser stabil gehalten werden. Biebesheim verfügt über eine Kapazität zur Aufbereitung von 5.400 Kubikmeter - das sind über 5 Mio. Liter - Wasser pro Stunde. „Dadurch ist auch in Trockenzeiten, wie wir sie in den letzten Sommern erlebt haben, Grundwasser und Beregnungswasser vorhanden“, erklärte WHR-Verbandsvorsteherin Elisabeth Jreisat. „Die letzte mehrjährige Trockenphase mit hohen Temperaturen und kontinuierlich steigenden Bedarf haben die Aufbereitungsanlage Biebesheim aber bereits an ihre Grenzen gebracht.“
Drei mögliche Lösungsoptionen
Es konnten bei der Untersuchung drei Alternativen identifiziert werden: ein Ausbau des vorhandenen Brauchwasserwerkes in Biebesheim und somit eine Verdopplung der aktuellen Kapazität, die Neuerrichtung eines zweiten Brauchwasserwerkes im nördlichen Ried oder die Neuerrichtung eines sogenannten Uferfiltratwasserwerkes im südlichen Ried. Die Kosten für die Erweiterung um 5.400 m³/h (entspricht einer Verdoppelung der aktuellen Kapazitäten) werden je nach Aufbereitungstechnik zwischen 150 und rund 170 Mio. EUR abgeschätzt. Für Leitungen und Infiltrationsanlagen fallen zusätzliche Kosten von 69 bis zu 167 Mio. EUR an. Die Investitionskosten des Uferfiltrat-Wasserwerks im südlichen Ried (3.600 m³/h) belaufen sich auf zusätzlich ca. 154 Mio. EUR und für das Brauchwasserwerk im nördlichen Ried (5.400 m³/h) auf weitere bis zu 220 Mio. EUR. Die Kosten für den Ausbau des Leitungsnetzes, der Infiltrationsorgane sowie eines Beregnungsnetzes sind darin noch nicht enthalten.
Hintergrund:
Die Studie, an der neben den Experten des Wasserverbandes verschiedene Fachbüros mitarbeiteten und vom Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt sowie dem Regierungspräsidium Darmstadt begleitet wurde, förderte das Land Hessen mit 400.000 Euro, das sind 80 % der Gesamtkosten. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde geprüft, welche technischen Maßnahmen die wachsenden Wasserbedarfe decken können. Es wurde bestätigt, dass zusätzlich infiltriertes Brauchwasser aus dem Rhein keine nachteiligen Veränderungen auf die Grundwasserqualität haben wird. Da die Entnahmemengen aus dem Rhein sich im Promillebereich bewegen würden, könnten diese auch bei einer Erweiterung der Rheinwasseraufbereitung unproblematisch entnommen werden.